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11.04.2005
BUND-Landesdelegiertenversammlung:
Rheinland-pfälzische Heimat bewahren!
Es geht nicht nur um Feldhamster und Mopsfledermaus
KOBLENZ. Die Benachteiligung des ehrenamtlichen Elements im Naturschutz
gegenüber "knallharten Wirtschaftsinteressen" (Heidelind Weidemann, BUND
Landesvorsitzende) war ein Schwerpunktthema auf der diesjährigen
Landesdelegiertenversammlung des BUND Rheinland-Pfalz in Koblenz.
Zersiedlung und ungebremster Landschaftsverbrauch, aber auch vorbildliche
Projekte der kommunalen Planung standen im Mittelpunkt eines umfangreichen
Referates von Richard Mergner, dem Landesbeauftragten des bayrischen
BUND-Landesverbandes (BN).
In Deutschland verschwinden täglich 131 Hektar unter Straßen, Häusern und
Gewerbegebieten. In Rheinland-Pfalz werden täglich ca. 5 ha versiegelt. Dies
entspricht 7 Fußballfeldern. Bei Realisierung aller derzeit in
Flächennutzungsplänen ausgewiesenen Baugebiete würde die rheinland-pfälzische
Siedlungsfläche, die heute bereits ca. 14 Prozent der Landesfläche erreicht hat,
bis ca. 2015 um weitere 40 Prozent zunehmen und jedes Mal ein Stück Heimat
verloren gehen. Vor diesem Hintergrund referierte Mergner unter dem Titel
"Lebendige Dörfer und Städte kontra Flächenverbrauch - Heimat gestalten im
demographischen Wandel".
Trotz einer insgesamt besorgniserregenden Gesamtsituation in Rheinland-Pfalz
können auch aus diesem Bundesland durchaus beispielgebende und gelungene
Lösungen im Umgang mit der nicht vermehrbaren Ressource Boden aufgezeigt werden.
Einige Konversionsprojekte lassen erkennen, dass gerade bei nachhaltiger Planung
Arbeitsplätze und Wohlstand auf Dauer erhalten und vermehrt werden können.
Beispiele sind der Umwelt-Campus Birkenfeld auf dem ehemaligen amerikanischen
Hospitalgelände und die Energielandschaft Morbach auf dem ehemaligen
Munitionsdepot Wenigerath. Gelungen ist auch die Koblenzer Wohnbausiedlung auf
dem Asterstein mit ihren Niedrigstenergiestandard.
Mergner schilderte gelungene Beispiele aus seiner bayrischen Heimat. So
verfolgen im mittelfränkischen Gewerbepark Steigerwald fünf Gemeinden eine
gemeinsame gewerbliche Ansiedlungspolitik in der Form eines Zweckverbandes.
Durch Erhaltung eines hochwertigen Umfeldes sollen hochwertige Betriebe
angezogen werden - anstelle von Flächen verzehrenden Flachbauten auf der
grünen Wiese, wie sie Hornbach, Lidl und andere Großinvestoren mit meist
windigen Versprechen wahllos in die Landschaft setzen und gutgläubigen
Bürgermeistern gegen großzügige Abschreibungen aufs Auge drücken.
Die unterfränkische Stadt Rothenbuch hat sich ein eigenes Leitbild gegeben,
wodurch unter Verzicht auf die Ausweisung neuer Bau- und Gewerbegebiete
vorhandene Flächen intelligent genutzt werden durch Verdichtung und Schließung
von Baulücken.
Anhand solcher Beispiele hat der BUND an Gemeinden, Städte und Landkreise
folgende Forderungen:
Formulierung eines Leitbildes zukünftiger Dorf- und Stadtentwicklung mit dem Vorrang der Innenentwicklung vor der Außenentwicklung
Verpflichtung zu Bedarfsanalysen vor der Ausweisung von Gewerbeflächen und deren Prüfung durch die obere Landesplanungsbehörde
Verpflichtung zur Ausarbeitung von Flächenkatastern über die Potenziale für Flächenrecycling
Prüfung der dauerhaften Umsetzung von Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen durch die Kreisverwaltungen
Verpflichtung benachbarter kleinerer Gemeinden zu gemeinsamem Flächenmanagement. Nur so kann der für unsere historischen Landschaften ruinöse und für Tourismusregionen verheerende "Bürgermeisterwettbewerb" gebremst werden.
Neuerliche Vorwürfe der Straßenlobby, Umweltschützer
würden Planungen wichtiger Infrastrukturmaßnahmen behindern, konterte die
BUND-Landesvorsitzende Weidemann: "Von Anfang an einwandfreie Pläne hält kein
Verwaltungsgericht auf". Es gehe auch nicht einfach um Feldhamster und
Mopsfledermaus, wie immer wieder süffisant verbreitet werde, vielmehr solle
Natur- und Artenschutz die Gewähr dafür leisten, "dass dieser Planet
bewohnbar bleibt".
Quelle: BUND Rheinland-Pfalz
Kontaktadresse: BUND Regionalbüro Pfalz
oder senden Sie uns ein E-Mail: [email protected]
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